Therapieleitfaden Homöopathie von Sandra Perko, Rezension

Therapieleitfaden Homöopathie / Sandra Perko

Sandra Perko

Therapieleitfaden Homöopathie   

Über 600 Krankheitsbilder und ihre homöopathische Behandlung

   

von Shiela Mukerjee-Guzik

erschienen in Spektrum der Homoöpathie 1/2011

Fundgrube für kleine Mittel

Fundgrube für kleine Mittel

Sandra Perkos „Therapieleitfaden Homöopathie“ gibt eine sehr hilfreiche Unterstützung beim Auffinden der passenden Arznei. Das Werk vereint Repertorium und Arzneimittellehre und lenkt den Blick insbesondere auf die kleinen Mittel, die bei der üblichen Repertorisation durch das Überwiegen der großen Polychreste übersehen werden. Diese weniger bekannten Mittel gelten bei manchen Indikationen als Spezifikum.

Die Frage nach der Bedeutung von pathognomonischen, also eine Krankheit kennzeichnenden, Symptomen und Krankheitsnamen für die homöopathische Mittelfindung erhitzt schon seit jeher die Gemüter. In diesem Zusammenhang wird Samuel Hahnemann selbst angeführt, der sich im Organon (6. Auflage, Anmerkung zu Paragraph 73 und 2. Anmerkung zu Paragraph 81) ausdrücklich dagegen ausspricht, die Krankheitsbezeichnung bei der homöopathischen Arbeit zu berücksichtigen. Auch der berühmte Paragraph 153 wird hier immer wieder erwähnt und solcherart interpretiert, dass ein pathognomonisches Symptom per se nicht in die Kategorie der „auffallenden, sonderlichen, ungewöhnlichen und eigenheitlichen (charakteristischen) Symptome“ fallen kann.
Andererseits sprechen bereits die alten Meister immer wieder von spezifischen Mitteln, die sich bei der Behandlung bestimmter Erkrankungen unzählige Male als hilfreich erwiesen haben, beispielsweise Belladonna bei Scharlach. Oft genug haben Homöopathen aber aus den verschiedensten Gründen nicht viel mehr als die pathognomonischen Symptome, auf die sie ihre homöopathische Verschreibung stützen können.
Etliche namhafte Homöopathen sowohl früherer Zeiten als auch zeitgenössische Therapeuten haben wiederholt darauf hingewiesen, dass gerade die pathognomonischen Symptome entscheidende Hinweise für die Wahl des am besten passenden Arzneimittels geben können, insbesondere wenn sie durch Modalitäten, Begleitsymptome o. ä. doch zu Paragraph 153-Symptomen werden.
Genau hier setzt Sandra Perkos „Therapieleitfaden Homöopathie“ an. Auf 700 Seiten finden sich mehr als 600 Krankheitsbilder in alphabetischer Reihenfolge, zu denen wiederum ebenfalls alphabetisch geordnete homöopathische Arzneimittel aufgeführt werden. Bei jeder Arznei wird der Bezug zu der entsprechenden Krankheit kurz, aber präzise erläutert. Dies erinnert an den Klassiker „Homoeopathic Therapeutics“ von Samuel Lilienthal, der in der englischen Originalausgabe sehr ähnlich aufgebaut ist.
Der „Therapieleitfaden Homöopathie“ hebt sich wohltuend von der breiten Masse sogenannter therapeutischer Leitfäden ab, die oftmals für den Laiengebrauch konzipiert sind und eher „Kochbuchcharakter“ haben.
Insbesondere durch die folgenden Einzelheiten erhält das Werk einen besonders benutzerfreundlichen Charakter:
• Der alphabetische Aufbau erleichtert das Auffinden sowohl des gesuchten Krankheitsbildes als auch der gesuchten Arznei.
• Zusätzlich sind zahlreiche Querverweise enthalten, wenn z. B. eine Krankheit unter einem anderen Stichwort zu finden ist (beispielsweise Schwindel > siehe Vertigo), oder wenn unter anderen Krankheitsbezeichnungen möglicherweise weitere nützliche Hinweise gefunden werden können (z. B. Kachexie > siehe auch Ernährungsstörungen).
• Zu jedem Arzneimittel ist der entsprechende Autor aufgeführt, bei dem Sandra Perko die zitierte Textstelle gefunden hat.
• Es ist eine Fülle von Krankheiten oder Befunden enthalten, die man in anderen Leitfäden nur selten findet, beispielsweise Veränderungen der Blutchemie, Azidose, Dysosmie u. v. m.
• Das Buch ist eine Fundgrube für „kleinere“, d. h. unbekanntere Mittel, die bei einer herkömmlichen Repertorisation kaum in Erscheinung treten würden (z. B. Sempervivum tectorum bei Erysipel oder Populus candicans beim grippalen Infekt).
• Bei den Arzneimitteln werden nicht nur losgelöste Symptome aufgeführt, sondern auch klinische, pathologische und therapeutische Hinweise gegeben.
• Im Anhang sind organ- und organsystemspezifische Mittel aufgelistet, wobei diese Angaben sämtlich aus Boerickes Arzneimittellehre stammen. Auch hier findet man unbekanntere Mittel, beispielsweise unter dem Stichwort „Eileiter“ die Arznei Eupionum.
• Ein ausführlicher Arzneimittelindex und ein umfangreiches Stichwortverzeichnis erhöhen zusätzlich die Benutzerfreundlichkeit.
• Sandra Perko zitiert ausschließlich aus dem Erfahrungsschatz namhafter traditioneller Homöopathen wie Boericke, Blackie, Dewey, Farrington, Foubister, Roberts, Shepherd und Wright Hubbard.
Sandra Perko weist im Vorwort ausdrücklich darauf hin, dass dieses Buch nicht dazu gedacht ist, dem Homöopathen die Arbeit mit Repertorisation und Materia medica zu ersparen. Es kann diese aber unterstützen und vereinfachen und entscheidende Hinweise auf die passende Arznei liefern, besonders in jenen Fällen, in denen die herkömmliche Herangehensweise kein befriedigendes Ergebnis liefert oder für diese nicht genügend Zeit zur Verfügung steht. Sicherlich ist in vielen, wenn nicht gar den meisten Fällen ein gut angezeigtes Mittel in der Gruppe der Polychreste zu finden. Sollten sie versagen oder einfach nicht passend erscheinen, kann der „Therapieleitfaden Homöopathie“ neue Ideen bringen.
Sandra Perko erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. So findet man beispielsweise unter „Wachstumsschmerzen“ zwar das Mittel Guajacum, aber nicht die in diesem Zusammenhang jedem Homöopathen bekannte Arznei Phosphoricum acidum.
Damit ist und bleibt die homöopathische Mittelfindung weiterhin ein Unterfangen, wofür es keine „Kochrezepte“ und leichte Abkürzungen gibt, der „Therapieleitfaden Homöopathie“, der aus der Praxis für die Praxis bestimmt ist, erfüllt aber alle Voraussetzungen für ein unentbehrliches Hilfsmittel.

 
Therapieleitfaden Homöopathie / Sandra Perko

Sandra Perko

Therapieleitfaden Homöopathie   

Über 600 Krankheitsbilder und ihre homöopathische Behandlung

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Rezensionen zu diesem Buch
Sandra Perko
Fundgrube für kleine Mittel
von Shiela Mukerjee-Guzik , erschienen in Spektrum der Homoöpathie 1/2011