Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt von Gertrud Pysall, Rezension

Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt / Gertrud Pysall

Gertrud Pysall

Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt   

Mein Leben mit Pferden

   

von Johanna aus Kassel

erschienen in Amazon

Bewegtes Leben für die Pferde und das Entschlüsseln ihrer Sprache

Das Buch der Pferdeforscherin und Pferdeliebhaberin Gertrud Pysall beschreibt ihr Leben mit Pferden von Anfang an. Ein Lesebuch, das vor allem autobiografisch ist, die Pferdesprache mit einigen Vokabeln vermittelt und das ganze Auf- und Ab ihrer eigenen Reitgeschichte erzählt. Das Buch erzählt von dem Wunsch zu reiten, ein eigenes Pferd zu haben, über die Gründung ihrer ersten Reitschule bis hin zur Entwicklung ihres einzigartigen Konzeptes Motiva, was den Umgang mit dem Pferd so lehrt, das man die Sprache es Pferdes erlernt und sensibel mit ihm kommuniziert.

Beim Schwimmen erlebte sie als Kind ein Schwebegefühl in sich, besonders wenn die großen Wellen eines Dampfers vorbei kamen. So könnte reiten sein, dachte sie, wie auf Wasser schwimmen, ein sanftes, friedliches Gewiegt werden, zart und kraftvoll, geschmeidig und verbunden mit dem tragenden Wasser. So malte sie sich aus, das sie genau das einmal auf dem Pferd erleben wolle. Sie hatte ja zu diesem Zeitpunkt noch nie auf einem Pferd gesessen. Sie stellte sich vor, wie sich die zwei Körper (Pferd mit Mensch gemeinsam bewegten) im gleichen Rhythmus auf und ab, nichts tun, sich tragen lassen, bewegen lassen.

In ihrem neuen Buch „Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt“ beschreibt sie dann ausführlich, wie sie die erste Reitstunden machte, im Laufe der ersten Erfahrungen mit verschiedenen Reitällen aber doch enttäuscht wurde, weil das Reiten dort nicht so harmonisch war, wie sie sich das erhofft hatte.

Vor allem der harsche Umgang mit den Pferden, die teilweise in den Reithallen mit der Gerte geschlagen wurden, widerstrebt ihr sehr. Damit Sie den Willen des Reiters umsetzen, werden Pferde unsensibel, teils brutal behandelt. So wie sie sah, dass beim Westernreiten Perde im vollen Galopp vor die Wand getrieben wurden, um ihnen beizubringen, wie sie zu stoppen haben.

Frühzeitig entschied sie sich gegen eine solche Behandlung und hat dann mit vielen Rückschlägen auf ihren eigenen Reithöfen immer wieder versucht, die Sprache der/(ihrer) Pferde zu verstehen und immer mehr zu entschlüsseln, um mit den Tieren aktiv zu kommunizieren in ihrer Sprache, die bis dahin kaum einer verstand.

Auf den natürlichen Bewegungen der Pferde aufbauend, sich ihnen hingebend, baute sie ihr eigenes Reitkonzept und ein pädagogisches Konzept dazu auf. Bei dieser Art zu Reiten wird der menschliche Körper sensibilisiert, man lernt auf sich und seinen Körper und den Körper des Pferdes zu hören, sodass beide in Einklang kommen.

Sie ist bei den Geburten ihrer Fohlen dabei und schreibt, dass sie bei der Geburt von über 40 Fohlen dabei war und einige mit auf die Welt gebracht hat. Themen wie Prägung befassen sie, auch das Imprinten, eine bestimmte Art der Prägung kleiner Fohlen beschreibt sie und dass sie nichts davon hält. Dann beschreibt sie mit vielen Fotos, wie der Mensch/Reiter bei Pferden die ranghöhere Position behaupten kann, die das Pferde auf vielerlei Weise beim Reiter abfragt, was aber vom Menschen eher nicht verstanden wird. Das Pferd wiederum braucht diese Sicherheit, um sich dem Reiter völlig unter zuordenen und anzuvertrauen. Ihre Pferde lehrten die Autorin, zu unterscheiden zwischen den einzelnen Vokabeln der Pferdesprache, sozialen Regeln und sozialer Kompetenz zwischen den Pferden.

Hier ein Beispiel, wie sie im Buch über die Pferde schreibt:
Eine Gruppe junger Shetties holte sich Frau Physall bei der Tierrettung. Einer war klein, schmutziges weißes Fell, verfilzt und depressiv. Er wirkte so, als sei ihm alles egal, fressen war nicht so wichtig. Das Leben hatte ihm die Lebensfreude genommen. Er mied die anderen und nach einigen Tagen sahen die neuen Halter, er legt sich auch nicht zum Schlafen hin. In wilden Pferdeherden ist es üblich, dass es einen Wachposten gibt. Wenn die anderen schlafen, wacht er über Gefahr. So beschreibt sie, dass es Pferde gibt, die sich nur dann hinlegen, wenn es diesen Wachhabenden auch gibt. Den hatte das kleine Pony viele Jahre nicht gehabt und jetzt hatte es das Vertrauen, sich einfach schlafen zu legen, verloren. Er blieb relativ einsam, pflegte sich mit keinem anderen Pony in der Herde und fraß oft auch alleine irgendwo. Aber nach vielen Monaten. Dann fand er doch noch ein Pferd in der Gruppe, das ihm Freundschaftsgesten zeigte und ihm bedeutete, dass es ruhig schlafen kann, er würde dann die Wache übernehmen. Und da fasste das Pony sich ein Herz, legte sich und der andere Wallach stellte sich dazu und bewachte seinen Schlaf. Solche Beobachtungen und Prozesse darf sie erleben, weil die Tiere bei ihr in Ruhe gelassen werden, so zu sein, wie sie sind. Die Autorin lernt den Dialog mit den Pferden immer besser kennen und stellt einige Vokabeln in diesem Buch dar. Dazu gibt es Fotos, die die Pferdesprache aufzeigen, alles sehr logisch!

So ist dies Buch voll mit sensiblen Beobachtungen, die zeigen, wie fein Pferde wahrnehmen, andere Pferde, aber auch den Menschen abscannen. Wer mehr über Pferde wissen will, sollte unbeingt dies Buch lesen, das ich für eine kleine Freundin gekauft habe, die gerade mit dem reiten angefangen hat. Sehr schönes Buch und eine sehr authentische, packende Lebensgeschichte. Ein Hinweis: das erste Kapitel finde ich persönlich etwas zu gedehnt. Hier wäre eine Kürzung, Verdichtung nötig gewesen, denn das erste Kapitel muss den Leser einladen und packen. Mich haben alle Kapitel gepackt, aber das erste finde ich zu langatmig.

Das Buch rundet sich ab mit der Chronologie aller Pferde, die die Autorin in ihrem Leben begleitet haben. Je ein Foto und ein schöner Leitsatz widemen sich diesem Pferd. Das ist sehr stimmig.

FAZIT:
Das Buch ist tiefgründig und ausführlich, ein unterhaltsames Lehrbuch und eine Autobiografie, für alle, die sich der Sprache zwischen Pferd und Mensch widmen wollen. Ein Buch für Menschen, die sich mit dieser einerseits geheimnissvollen, aber dann doch recht logischen Sprache ausführlich beschäftigen wollen und über Pferde Dinge lernen wollen, die ihnen helfen, mit ihrem Pferd eindeutiger zu kommunizieren. Als Einführung für Pferdeneulinge oder Menschen, die mit Pferden arbeiten, sei es als Trainer oder als Tierpfleger oder Tierarzt.

 
Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt / Gertrud Pysall

Gertrud Pysall

Wie wenn Holz auf Wasser schwimmt   

Mein Leben mit Pferden

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Rezensionen zu diesem Buch
Gertrud Pysall
Bewegtes Leben für die Pferde und das Entschlüsseln ihrer Sprache
von Johanna aus Kassel , erschienen in Amazon