REPTILIEN
Ulrike Schuller-Schreib
¦ Boidae: Python regius
SPEKTRUM DER HOMÖOPATHIE
AUTORIN ¦ Ulrike Schuller-Schreib
ZUSAMMENFASSUNG:
Nach einer ausführlichen Dar-
stellung der Biologie verschiedener Würgeschlan-
gen wird an einem Fall von Schluckbeschwerden
die praktische Anwendung dieser Kentnisse in der
Empfindungsmethode präsentiert. Im Kontext der
allgemeinen Schlangenthemen verweist die zentrale
Empfindung des Erstickens durch Einengung zunächst
auf die Boidae, der starke Bezug zu Vibration ist ty-
pisch für den Königspython.
SCHLÜSSELWÖRTER:
Anaconda, Boa, Boidae, Emp-
findungsmethode, Heiserkeit, Morelia, Python, Rep-
tilien, Schlangen, Schluckstörung, Vibration
Morelia viridis, der Grüne Baumpython, ist hauptsäch-
lich auf Bäumen zu finden, wo er in seiner typischen
Jagdposition in Form einer Acht über einem Ast liegt.
Copyright ¦ unsplash / Marius Masalari
Herkunft und Systematik:
Zur Familie der Boidae (auch Heno-
phidia) gehören die größten Schlangen der Erde. Sie werden in
drei Unterfamilien eingeteilt: die Boinae (Boas), die Pythoninae
(Pythons) und die Erycinae (Sandboas). Die Boidae sind auch
die ältesten Schlangen, Fossilien der ersten Vorläufer aus der
Kreidezeit wurden in Algerien gefunden. Riesenpythons mit
15 m Länge und mehr lebten schon zu Zeiten der Dinosaurier
und verschwanden auch mit ihnen. Im Tertiär fanden sich wieder
kleinere ihrer Verwandten und auch die Colubridae, die Nattern,
erschienen. Danach traten erst die Vipern und etwas später die
Elapide auf den Plan. Fachleute stimmen darin überein, dass die
Schlangen von grabenden Echsenarten aus der Verwandtschaft
der Warane abstammen. Angeblich deswegen gingen die Beine
und später die Ohren, da unter der Erde hinderlich, verloren. Nur
bei den Pythons und Boas sind Reste von Hinterextremitäten am
Skelett als Beweis ihrer Herkunft vorhanden. Äußerlich ist das
nur als hornige Erhebung an der Schwanzbasis zu erkennen.
Ein anderes Relikt ihrer Zeit als Echsen ist die paarige Lunge,
die nur die Boidae haben.
Lebensraum und Körperbau:
Boas und Pythons bewohnen
keine sich überlappenden Lebensräume: Boas sind in Südame-
rika, Nordafrika, Westasien und den Pazifikinseln beheimatet,
wohingegen Pythons auf das südliche Afrika, Südwestasien und
Australien beschränkt sind. Sie alle besitzen einen sehr mus-
kulösen Körper, mit dem sie sich relativ schwerfällig (max. ca.
1,6 km/h) rectilinear (raupenartig) fortbewegen und teilweise so-
gar Bäume erklettern. Diese Art der Fortbewegung setzt starke
Bauchmuskeln voraus. Der große Schädel ist vom Körper deut-
lich abgesetzt, die Knochen nur locker durch Bänder verbunden.
Was die Boidae mit fast allen Schlangenfamilien teilen, sind
die Funktionen ihrer Sinne: Durch das Fehlen der Augenlider
(diese sind über dem Auge verwachsen und durchsichtig) und
Augenmuskeln wirken sie, als ob sie ihre Umgebung genau
beobachten und fixieren bzw. „hypnotisieren“, in Wirklichkeit
sind sie sehr kurzsichtig und können nur sehr limitiert fokus-
sieren. Die Brechkraft der Linse zu ändern gelingt Schlangen
im Gegensatz zu anderen Reptilien nur, indem sie die Linse
vor- und zurückschieben. Das „Kaninchen vor der Schlange“
tut gut daran, unbeweglich zu verharren, da Schlangen nur die
Bewegung erkennen. Ihr Gehör ist noch schlechter, sie besitzen
kein Trommelfell und keinen äußeren Gehörgang. Sie detek-
tieren Vibrationen mit Hilfe ihres Unterkiefers, der diese direkt
zum Innenohr transportiert. So wie einige andere Schlangen-
familien besitzen Boidae sogenannte Grubenorgane, in denen
wärmeempfindliche Nervenendigungen liegen. Damit nehmen
sie Wärmeunterschiede von weniger als 1° und auch Infrarot-
strahlen wahr, ebenso wie die Richtung, aus der diese kommen.
Die Schlange erstellt ein Wärmebild ihrer Umgebung, womit sie
nicht nur Beute erkennt, sondern sich auch zurechtfindet. Auch
der Geruchsinn ist exzellent ausgebildet: Wichtige Informatio-
nen erhalten sie durch das Jacobsonsche Organ im Munddach,
das durch das Züngeln mit Geruchsstoffen beliefert wird. Die
Umgebung wird mit der Zunge regelrecht „abgetastet“. Dazu
braucht nicht einmal das Maul geöffnet zu werden, eine kleine
Kerbe vorne an der Spitze ermöglicht das Aus- und Einfahren
der zweizipfeligen Zunge.
Jagdverhalten:
Alle Arten der Riesenschlangen sind ungiftig.
Sie warten getarnt durch ihre verschiedenen Färbungen auf
Beute, Verfolgung gehört normalerweise nicht zu ihrer Strate-
gie. Nachdem sich eine Riesenschlange in ihr Opfer verbissen
hat, umschlingt sie dieses mit dem Körper in immer engeren
Windungen, solange sie Bewegung verspürt. Damit unterbricht
sie die Blutzufuhr zum Herzen und macht Atemexkursionen
unmöglich, es kommt zum Kreislaufstillstand und zum Ersti-
cken, auch Genickbruch kann sie verursachen. Jedoch werden
kaum andere Knochen gebrochen. Normalerweise dauert dieser
Vorgang nur einige Sekunden. Sodann wird der Unterkiefer im
Kiefergelenk ausgehängt und das Beutetier mit dem Kopf voran
(mit dem Haar-, Feder- oder Schuppenstrich) in den Schlund
hineingezogen, indem sich die beiden Kieferhälften, aus denen
der Unterkiefer zum Unterschied zu Säugetieren besteht, ab-
wechselnd verschieben. Hilfreich sind auch die in der Mitte je-
der Unterkieferhälfte befindlichen Gelenke, mit denen sich jene
nach außen biegen lassen. Der Kiefer enthält bis zu 200 nach
hinten gebogene Zähne zum Halten und Weitertransportieren.
So können Beutetiere, die wesentlich größer als der Schlan-
genkopf selbst sind, verschluckt werden. Ihre flexible Luftröhre